Neulich überraschte mich meine Tochter mal wieder mit einer ganz besonderen Frage. „Mama, wer hat eigentlich das ABC erfunden?“ „Hm ... lass mich mal nachdenken. Die Griechen haben dem Alpabet seinen Namen gegeben. Im Griechischen heißen nämlich die ersten beiden Buchstaben alpha und beta und daraus entstand dann der Name Alpabet. Aber entstanden ist es vor etwa 3600 Jahren im nahen Osten. Durch seefahrende Kaufleute erfuhren dann auch andere Völker von dieser tollen Erfindung. Damals waren es übrigens nur 22 Buchstaben. Heute sind es 26.“ „Und welchen Buchstaben brauchen wir am meisten?“, wollte sie ebenfalls wissen. „Oh, da muss ich selbst erst einmal nachdenken ... sicherlich ist es nicht das Q und garantiert nicht das X. Y kommt auch eher selten vor.“ „Aber welcher Buchstabe kann es dann wohl sein?“ „Jetzt fällt es mir wieder ein. Es ist das E!“ „Hm ...“, Meine Tochter schaute mich nachdenklich an. Ihrem Gesicht war eindeutig abzulesen, dass die fröhliche Fragestunde noch lange kein Ende haben würde. „Kannst du das beweisen?“ „Was?“ „Das es das E ist!“ „Wenn du schon sehr gut schreiben und lesen könntest, dann könnte ich es dir beweisen.“ „Wie denn?“, Sie hatte inzwischen ihren „Ich glaube dir kein Wort“ Blick aufgesetzt. „Wenn du schon gut lesen könntest, dann würde dir auffallen, dass es kaum einen Satz gibt, der ohne E auskommt.“ „Ach ... na ja, wenn ich erst einmal gut lesen und schreiben kann, dann werde ich das überprüfen“, meinte sie misstrauisch. „Mach das.“ Merle verließ das Zimmer und ich versuchte mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren. Allerdings stand sie Sekunden später wieder vor meinem Schreibtisch und präsentierte mir eine erneute Frage zu dem Thema, das sie momentan scheinbar brennend interessierte. „Und warum gibt es große und kleine Buchstaben?“ Uff, machte ich innerlich. „Puh“, sagte ich laut. „Das erleichtert das Lesen. Deshalb werden auch am Satzanfang die Wörter immer groß geschrieben. Dadurch sieht man dann sofort, dass ein neuer Satz anfängt und man auf die Betonung achten muss. Und außerdem werden natürlich durch die Großschreibung bestimmte Wörter gekennzeichnet, zum Beispiel Nomen.“ Ich war mir sicher, dass sie diese Antwort keinesfalls zufrieden stellen würde – zumal meine Tochter noch nicht einmal wusste, dass es Nomen gab. Schließlich geht sie erst seit einem halben Jahr zur Schule. Doch zu meiner Überraschung meinte sie: „Ach so“, und ging tatsächlich in ihr Zimmer. Ich blieb zurück - mit der schrecklichen Angst im Nacken - sie könnte zurück kommen und mir ähnliche Fragen zum Thema Mathematik stellen. Dann würde mir nur noch die Flucht bleiben! Antje Szillat
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